1989 Club80-10 Nr.28 S.72

Star NL10 abwechselnd am CP/M-Rechner und am PC

Helmut Bernhardt

Eigentlich sollte es dem Drucker doch egal sein, ob jenseits des Centronics-Eingangs ein CP/M-Rechner oder ein Big Blue Nachbau Ursache für zu beschmutzendes Papier ist. Das ist es ihm auch und dadurch hat man die Schwierigkeit mit den deutschen Umlauten. Wenn der Drucker nicht der gleichen Kaste angehört wie der Computer. Der Drucker geht davon aus, daß es den ASCII-Code gibt und der für ihn genauso verbindlich wie für alle anderen ist. Schließlich ist der ASCII-Code ja ein allgemeiner Standard.

Das war vor einigen Jahren mal ein einheitlicher Standard. Damals genügten 7 Bit, um damit 128 Zeichen zu definieren. Mit 128 Zeichen waren alle amerikanischen Zeichen und eine Reihe Steuerzeichen zu codieren. Um der Vielfalt der nationalen Sonderzeichen in der übrigen Welt Rechnung zu tragen, hatten Drucker ein Mäuseklavier, auf dem man beispielsweide einstellen konnte, daß anstelle der amerikanischen eckigen und geschweiften Klammern unter den gleichen Codes (5BH-5FH, 7BH-7FH) dann die entspechenden deutschen Umlaute zu Papier gebracht werden. Andere Einstellungen machten den Drucker auch für Engländer, Franzosen, Spanier und noch manch anderes Völkchen nutzbar.

Bei der Einführung des PC hat der Urheber desselben einen neuen 8 Bit ASCII-Code zum Standard erhoben. Der IBM Zeichensatz Nr. 2 wird heute von allen Druckern und natürlich auch von allen PC-Videokarten unterstützt. Diesem Standard haben sich auch andere Computer (z.B. Atari ST) angeschlossen. Der 8 Bit ASCII-Code besteht zur Hälfte (Codes 00H-7FH) aus dem alten 7 Bit ASCII-Code. Sämtliche von IBM als berücksichtigenswert erachteten nationalen Sonderzeichen wurden Codes mit gestztem Bit 7 zugeteilt.

Da Big Blue aber auch so manchen Unsinn wie die Spielkarten-Farben, eine Teilmenge der TRS80-Grafik-Bauklötzchen und eine Menge von Linie-Grafikzeichen (für die Darstellung der furchtbar wichtigen Rahmen bei Pulldown- und Popup-Menüs) als wichtig erachtet hat, sind natürlich etliche Zeichen unter den Tisch gefallen. Anstelle des deutschen "Eßzett" muß man halt ein griechisches "Beta" nehmen.

Mein jüngst erworbener Drucker Star NL10 hatte das Glück, in einer Zeit herausgekommen zu sein, als nicht nur PCs sondern auch noch CP/M-Computer eine Rolle spielten. Entsprechend war Star so umsichtig, den Drucker mit verschiedenen Betriebsprogrammen und Zeichensätzen (im 27256-EPROM) herauszubringen.

Wenn man nun einen NL10 mit PC-kompatiblem Betriebsprogramm-EPROM hat und jemanden kennt, der den gleichen Drucker mit dem CP/M-kompatiblen Betriebsprogramm hat, und jemanden kennt, der 27256-EPROMs lesen und 27512- EPROMs brennen kann (falls man das nicht selbst kann), dann kann man sich die Inhalte der beiden 27256-EPROMs in ein 27512-EPROM füllen (lassen) und über A15 des EPROMs (Pin 1) durch Anlegen von +5V oder GND das jeweilige Betriebsprogramm für den jeweiligen Rechner einstellen. Das Umschalten darf natürlich nicht bei eingeschaltetem Drucker erfolgen. Wegen des sonst beim Absturz des Druckers erzeugten Lärms hat man sich aber schnell an diese Maßnahme gewöhnt.